Imkermuseum 2020
Wie viel Wachs produziert die Biene in wie viel Zeit? (Kommt auf die Biene an! Etwa 500-800g pro Volk und Saison.) Wie macht die das, wo kommt das raus? (Die schwitzt das aus einer Drüse an ihrer Unterseite! Kein Fake!) Wie viele Eier legt eine Bienenkönigin und warum legt sie in traditionellen Bienenkörben als Behausung weniger Eier (nämlich nur ca.700 statt wie sonst bis zu ca. 3000 am Tag – mehr als ihr Eigengewicht!) und lebt dafür aber viel länger (bis 8 Jahre)? Wieso wird die Bienenkönigin überhaupt so alt, eine normale Arbeitsbiene im Sommerhalbjahr aber nur wenige Wochen? Kann eine Bienenkönigin wirklich so laut quaken wie manche Froscharten? (Lösung siehe unten!) Und was in aller Welt ist ein Gravenhorster Bogenstülper?!
Fragen über Fragen. Die konnten von den Teilnehmern der Bienen- und der Biologie-AG am 19. Februar dem Imker und Sammler Heinz-Günther Eggers gestellt werden. Ein Experte und Original. Ihm gehört das Bienen-Museum in Groß-Heins bei Kirchlinteln, das über die europaweit größte Sammlung an historischen Imkerwerkzeugen und alten Bienenkörben verfügt. So nah am GamMa und sowas von einzigartig! Er besitzt so viele Materialien, dass er dafür sogar umziehen und einen riesigen Schuppen zum Museum umwidmen musste. Damit ihm die gute Scheune nicht eines Tages weggammelt, hat er schon mal Vorsorge getroffen und alles mit echtem Propolis-Gemisch seiner Bienen gestrichen. Das wirkt antibakteriell und hilft übrigens auch bei Halsweh und Zahnschmerzen.
Auch sonst gibt es da allerhand Skurriles zu bestaunen. Ein Prisma-Glas zum Beispiel, durch das man gucken und dabei erkennen kann, wie eine Biene ihre Umwelt „sieht". Grund genug, uns das mal vor Ort anzusehen. Also ging es in Begleitung von Frau Hahn, Herrn Drewes und Frau Hory auf zur Exkursion nach Groß-Heins, ein Dorf mit mehreren hunderttausend Einwohnern (aber nur 32 davon sind Menschen, der Rest Tiere und sehr viele Bienen).
Kaum angekommen und aus dem Bus geklettert, wurden wir auch schon von Herrn Eggers auf seiner Wiese in Empfang genommen und er erzählte uns gleich eine Menge über sein Gelände und gab uns Tipps, wie wir die Nützlinge im Garten fördern können. Dann ging es drinnen weiter. Zum Beispiel bei der historischen Eichenholzpresse von 1849 – früher wurde Honig ausgepresst, nicht aus den Waben geschleudert. Bis man gemerkt hat, dass Honig mit Eichenholz-Geschmack nicht so der Bringer ist, und auf Buchenholz umstieg, hat es offenbar Jahrhunderte gedauert. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit wurde überall in Europa mit Körben geimkert, davor sogar nur in hohlen Baumstämmen (wo die Biene als Waldtier ursprünglich lebte). Das Bienenmuseum wartet gleich mit Dutzenden von seltsamen Bienenbehausungen auf. Manche mit Fratzengesichtern würde man eher für alte Karnevals-Masken halten.
Wir erfuhren, dass bis heute die Eimergröße bei genormten Eimern exakt der Menge entspricht, die es bräuchte, um den Honigertrag eines Bienenvolkes (wenn es im Korb gehalten wird) abzufüllen, nämlich 12,5 kg Honig. Die alten Imker sind also verantwortlich für die Größe der heutigen Eimer. Überhaupt die Korb-Imker! Gibt es immer noch. Zum Beispiel Herrn Eggers: Um diese Berufung auszuüben, brauche es Fingerspitzengefühl. Ein Korbimker müsse allein mit seinem Tastsinn die Temperatur eines Bienenstocks erfühlen können. Wenn er mit bloßen Händen in einen Bienenschwarm greife (bitte nicht nachmachen!!), spüre er, wo die Königin – im Imkersprech: die Weisel - sitzt, denn dort sei es ein Zehntel Grad wärmer.
Stiche? Ach was, ein Schwarm sticht doch nicht! Behauptet zumindest Herr Eggers. (Grund: sobald die Königin das Zeichen zum Aufbruch gibt, tanken die Bienen nochmal ordentlich. Davon ist ihr Honigmagen dann erstmal so voll, dass sie ihren Po nicht mehr so gut zum Stechen absenken können.) Aber der Job ist trotzdem hart, denn in der Erntesaison steht er schon mal alle zwei Stunden nachts auf, um jeweils für zehn Minuten seinen frisch geernteten Honig zu rühren. Das ist ein Geheimrezept, nur so wird seiner Meinung nach der cremigste Honig erzielt. Wie wir das in der AG genauso gut hinkriegen könnten? Vorschlag eines AG-Teilnehmers: „Hofdienst extrem!"
Ob wir es so weit kommen lassen, wird erst diskutiert, wenn im Mai/Juni unsere Frühtracht-Ernte 2020 eingefahren ist. Auf jeden Fall wurden wir jetzt aber schon mal bestens für alle Eventualitäten gebrieft. Ein lohnender Ausflug! Achso.
Fast vergessen. Das Quaken der Königin. Kann die das? Ja! Kann die wirklich! Die Imker nennen es „Tüten", weil es wie eine feine Hupe tutet. Falls ihr es tatsächlich mal hört, wisst ihr Bescheid: dieses Volk wird am folgenden Tag exakt zwischen 11 und 15 Uhr schwärmen.
(mh)



